So, habe vorgestern meinen GT zum Gasumrüster gegeben, wird in etwa 1 Woche fertig sein. Da ich meinen letzten Wagen - Fiat Coupe Turbo 220PS - auch habe umrüsten lassen und 50000km mit Gas gefahren bin möchte ich auch einiges an Erfahrung und Wissenswertem beitragen:
Grundsätzlich kann man jedes Fzg. auf Autogas umrüsten lassen, Ausnahmen sind Selbstzünder(da lohnt sichs eh nicht) und die neuen Direkteinspritzer(FSI-Motoren). Mittlerweile sind die Autogasanlagen auch soweit ausgereift, daß so gut wie kein Leistungsverlust mehr vorhanden ist. Die holländische Firma Prins, von der ich meine Anlage beziehe gibt mir eine Leistungsgarantie bis 400PS. Erst ab einer Geschwindigkeit von 230/240km/h müßte ich mit einer geringen Leistungseinbuße rechnen. Aber im Vollastbetrieb sollte eine Autogasanlage eh nicht betrieben werden, da auch dann der Verbrauch enorm in die Höhe schnellt. Wer Höchstgeschwindigkeit fahren möchte schaltet einfach auf Benzinbetrieb um. Es sollte generell ab und zu 100-200km mit Benzin gefahren werden. Der Grund liegt darin, daß Autogas ein trockenes Medium ist, die Ventile also nicht wie bei Benzin geschmiert werden und sich auch verstellen können. Da der GT automatisch einstellbare Hydrostößel besitzt ist diese Gefahr nicht oder nur bedingt gegeben. Trotzdem sollten ab und an die Ventile überprüft werden. Das gleiche gilt für die Zündkerzen, da bei Autogasbetrieb eine höhere Verbrennungstemperatur im Motorraum herrscht. Der Mehrverbrauch bei Autogas liegt bei 15-20%. Dies hat mit dem Energiegehalt von Autogas zu tun und kann nicht reduziert werden. Autogas ist ein Gemisch aus Propan/Butan mit einem Mischungsverhältnis von 70/30 oder 60/40 je nach Jahreszeit. Es besitzt eine Oktanzahl von 102/103. Da erzähl mir einer was von Shell V-Power
Viele Umrüster wollen einem weismachen, daß durch den aufgrund höherer Oktanzahl schonenderen Motorbetrieb der Ölwechselintervall herausgezögert werden kann. Das ist falsch. Dem Motoröl sind Additive beigemengt, die nach einer gewissen Zeit verbraucht sind, da hat das Autogas keinen Einfluß drauf. Das Ölwechselintervall muß weiterhin eingehalten werden.
Sicherheit: Der Gastank besteht aus ca. 2,5mm dickem Edelstahl und ist durch zahlreiche Sicherheitsventile abgesichert. Sollte doch einmal ein Leck vorhanden sein, Gas entweichen und dieses sich entzünden passiert gar nichts. Man kann sich den Gastank wie ein großes Feuerzeug vorstellen. Die Flamme kann niemals in den Tank zurückschlagen. Hat irgendwas mit dem Gasdruck und der Flammgeschwindikeit zu tun. Wenn man bedenkt daß der Benzintank dagegen aus Kunststoff besteht... Der Tankvorgang dauert auch nicht länger als mit Benzin und man erspart sich die lästigen Benzindämpfe, da Druckbetankung, Zapfhahn aufgeschraubt, dicht. Gastanks sind meist Radmuldentanks (für Ersatzradmulde) in unterschiedlichen Größen und wiegen ca. 40kg. Sie können maximal bis zu 80% befüllt werden(automatischer Füllstandsbegrenzer). Ein 70l Tank faßt demnach 56l Autogas. Beim GT ist das ein Problem, da sich in der Ersatzradmulde eine Erhöhung befindet worunter das Differential liegt. Der Tank beansprucht demnach fast den gesamten Kofferaum, es ist dann noch Platz für eine kleine Tasche oder einen Subwoofer. Durch die praktische Kofferaumabdeckung bleibt der Tank aber unsichtbar.
Tankstellennetz: In Deutschland gibt es momentan ca. 1500 Autogastankstellen, europaweit sind es 15000. Jeden Tag kommen mehr dazu. Geplant ist auf deutschen Autobahnen alle 60km ein Gastankstelle.
Wer natürlich im tiefsten Bayerischen Wald wohnt dürfte Pech haben
Autogas wird noch bis Ende 2009 steuerlich gefördert, außer die Regierung beschließt eine Verlängerung, was ich aber aufgrund der desaströsen finanziellen Lage mal ausschließe. Auch dann wird es sich nur um 7-8ct verteuern. Momentan liegt der Preis bei durchschnittlich 63ct/l.
Kosten Umrüstung: Beim GT etwa 2600€- 2800€ je nachdem ob 1 oder 2 Verdampfer verbaut werden. Im Motorraum ist aber kaum Platz für einen und den geringen Leistungsverlust ab 230km/h kann man verkraften.
Steuerlich bleibt alles beim alten, d.h. es gibt keine Verbesserung der Euro-Norm, da ja immer noch mit Benzin gestartet werden muß/gefahren werden kann.
Fazit: eine Umrüstung lohnt sich nur für jemanden, der längere Strecken fährt. Wer hauptsächlich in der Stadt unterwegs ist oder nur 10km bis zur Arbeit hat für den ist eine Umrüstung inakzeptabel. Der Motor muß nämlich weiterhin mit Benzin gestartet werden und benötigt dann eine Betriebstemperatur von mindestens 35 Grad bis er auf Autogas umschaltet. Dies dauert je nach Witterung 2-4km.
Sobald ich mit meinem GT ein paar Tausend Kilometer runter habe, gebe ich mal einen Erfahrungsbericht ab.
Bussi Falke
Ach ja, von einem Umbau in Polen würde ich abraten. Gibt evtl. Probleme mit deutschem TÜV