Wassereinspritzung

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sbrunthaler
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Re: Wassereinspritzung

Beitrag von sbrunthaler »

Ach ja, klare Fragen erzeugen immer verwirrende Antworten :)

Was ich jetzt verstehe, ist folgendes (ohne Alkohol):

a) Unsere Motoren laufen SOWIESO zu fett. Fügen wir möglichst viele Sauerstoff-Moleküle (=verdichtete Luft) hinzu, wir das eingespritzte Benzin vollständig(er) verbrannt.

b) Wird die verdichtete Luft zu warm, kommt es zum berühmten Klopfen. Das verhindert man, indem man die Ladeluft kühlt. Je mehr man die Ladeluft kühlt, umso höherer LD ist möglich, bis die Benzinzufuhr am Ende ist.

c) Alternativen zu Ladeluftkühlung sind: LLK oder WasserEinspritzung (wie gesagt, den Alkohol lass ich mal außen vor). WE ist unabhängig vom Betriebszustand, von der Fahrgeschwindigkeit und der Außentemperatur.

(Übrigens, das eingespritzte Wasser entzieht der Ladeluft die Wärme durch VERDUNSTUNG, nicht durch Vernebelung. Es muss also irgendwo im Ansaugtrakt auf über 100°C erwärmt werden, darauf bezog sich mein obiger Beitrag "vor oder hinter LLK einspritzen".)

Für meinen GT mit Serien-Einspritzdüsen und Serien-Spritmanagement stellt sich nun die Frage: Wie hoch kann ich mit dem LD gehen, wenn ich die Serien-LLK behalte und eine Wasser-Einspritzung nachrüste (gute Qualität und Einstellung vorausgesetzt)?

Warum frage ich so etwas Blödes, wo doch jeder weiß, dass große LLK das Richtige sind? Weil mir eben ein Fachmann (siehe hier) gesagt hat, dass man mit SMIC im GT wegen des geringen Einbauraumes nur minimale Verbesserungen erreicht, und weil tiefere LLK wenig bringen (höherer Durchströmungs-Widerstand). Also kriegt man durch die am Markt verfügbaren LLK (HKS, Dejon, Amber) für 'ne Menge Kohle kaum Nutzen. Die Stage 2 Wasser/Methanol-Anlage von snowperformance kostet ohne Einbau 499,- Euro, das ist im Vergleich zu LLK ein Schnäppchen.

Jetzt bin ich gespannt auf Eure Antworten... gibt ja auch bald einen Technik-Workshop :)

Grüsse,
Stefan B.
Tiberius
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Re: Wassereinspritzung

Beitrag von Tiberius »

Detonator hat geschrieben: Aber ich habe mich für eine andere Methode entschieden (E85.... allerdings erst wenn der Motor wieder läuft ;) )
Das Thema interessiert mich brennend! Da können wir uns mal zusammenschließen.
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Otti.99
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Re: Wassereinspritzung

Beitrag von Otti.99 »

Für meinen GT mit Serien-Einspritzdüsen und Serien-Spritmanagement stellt sich nun die Frage: Wie hoch kann ich mit dem LD gehen, wenn ich die Serien-LLK behalte und eine Wasser-Einspritzung nachrüste (gute Qualität und Einstellung vorausgesetzt)?
Nach meiner kurzen Erfahrung bis (über) an die Leistungsgrenze unserer Standardturbos, wenn nicht vorher der Over-Boost Fuel-Cut kommt. Meine ungenauen "Sprung"-Lambdasonden haben hier immer noch < 10 A/F-Ratio angezeigt, und das mit weniger Luft (LMM-manipuliert).
Ich meine in Deinen Beiträgen gelesen zu haben, dass Du auch einen HHH-Datenlogger hast, und Dein GT hat ja auch schon Breitband-Lambdasonden. Somit kannst Du genau ermitteln, wann und wie viel Wasser Du einspritzen musst. Sollte er im oberen Bereich zu klopfen anfangen, kannst Du Methanol bei mischen. Das Mischungsverhältnis ergibt sich dann.
Bei optimaler Motoreinstellung soll das beste Verhältnis 50/50 sein. Wir werden da deutlich weniger brauchen (nutzen können), wenn wir die Bezineinspritzung nicht ändern.

Methanol wird nur benötigt, wenn die Bezinmenge und/oder Klopffestigkeit nicht mehr reicht. Nicht wegen den Temperaturen, das regelt das Wasser/-Menge. Der Methanolanteil verringert die "Kühl-Effizienz" ein wenig, bringt aber erst richtig Klopffestigkeit und man erhält zusätzlichen "Kraftstoff"!

Ohne Erhöhung des Ladedrucks, oder Abmagerung des Bezingemisches, wird nur eine bessere Motortemperatur erreicht. Und man sollte nicht zu früh, oder zu viel einspritzen. Die eh schon zu fette Verbrennung wäre dann noch fetter, und die Gegner der WAES bekämen recht: Leistungsverlust!

Grössere LLK bringen ohne Anpassung des Ladedrucks und Bezingemisches auch nicht anderes wie bessere Motortemperaturen, aber nur ab gewisser Geschwindigkeit. Einzig vielleicht, die originalen LLK sind von Haus aus zu klein, oder kaputt.


Gruss, Otti
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sbrunthaler
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Re: Wassereinspritzung

Beitrag von sbrunthaler »

Hallo zusammen,

nachdem ich an der DK Lufttemperaturen von ca. 80°C bei 1,5 Bar LD festgestellt habe, wird das Thema Wassereinspritzung wieder für mich interessant. Was in diesem Thread hier schon geschrieben wurde, ist ja wirklich teilweise
hanebüchen!

Und so habe ich neben diesem Thread auch noch ein paar andere Quellen bemüht, denn schließlich sind ja inzwischen ein paar Jährchen vergangen. Ich fasse mal ohne Wertung zusammen, was ich an Erkenntnissen gewonnen habe (unsortiert und unwissenschaftlich, wenn Euch was Spanisch vorkommt: Selber googeln):
  • Motoren werden durch Wassereinspritzung nicht zerstört. Höchstens dadurch, dass man mit dem WAES die Motorabstimmung so optimistisch ändert, dass der Motor den erhöhten Kolbendruck mechanisch nicht verkraftet, oder weil das geänderte (!) Steuergerät (und der Fahrer) nicht mitkriegen, dass das Wasser jetzt alle ist.
  • An einer Stelle wird empfohlen (Snowperformance-Webseite), ab ca. 0,9 Bar Ladedruck sowohl LLK als auch WAES zu verwenden. LLK und WAES sind also kein "entweder - oder", sondern für unsere GT's eher ein hilfreiches "sowohl als auch".
  • Leistungssteigerung ohne Änderung der Abstimmung (zumindest LD) ist nicht zu erwarten, aber Schonung des Motors und der Turbos (niedrigere Abgas-Temperaturen).
  • Bei ganz einfachen Systemen (Stage 1), die nur über einen LD-Schalter bei einem voreingestellten LD aktiviert werden, kann man nichts falsch machen, solange man die Motorabstimmung nicht ändert, denn ohne Wasser fährt das Auto halt so wie vor dem Einbau auch. Insofern ist die Füllung des Wassertanks kein Muss, und die deutsche Autobahn tut auch nicht weiter weh. (Die Wassermenge wird über die Düsengröße statisch fixiert.)
  • Die nächste Stufe (Stage 2) hat dann einen LD-Sensor und mglw. einen Drehzahl- und Einspritzdüsen-Abgriff, sodass über ein eigenes Steuergerät die Wasser-Einspritz-Menge dem Betriebszustand angepasst werden kann.
  • Stage 3 besitzt dann noch komfortablere Tuning- und Abstimm-Möglichkeiten wie z.B. ein 2D Mapping und ggf. weitere Sensor-Eingänge.
  • Es gibt Stage 2 Systeme, die als einzigen Eingang einen 5V oder einen Frequenz-Eingang (MAF!) haben (Snowperformance). Evtl. geeignet für Nutzer von AEM EMS2 Steuergeräten oder für Serien-GT's.
  • Es gibt Systeme, die einen Masse-Schalt-Ausgang haben, der im Fehlerfall (Tank leer, defekte Düse, kein Durchfluß) geerdet wird und von einem nachgeschalteten System (z.B. AEM EMS2) ausgewertet werden kann, um den LD zu reduzieren.
  • Die Anbieter sind noch immer dieselben: Snowperformance, Aquamist und AEM (nur Stage 1,5). Aquamist hat unter waterinjection.info ein sehr informatives Forum.
  • Die Einspritzdüse gehört bei uns hinter die LLK und vor die Drosselklappe. Wenn vorhanden, dann hinter den Ansaugtemp.-Sensor (Zitat Detonator, bestätigt durch andere Quellen).
  • Die AFR-Werte werden nur verfälscht, wenn man mit Wasser-Alkohol-Gemisch fährt. Muss man aber nicht, destillliertes Wasser reicht (Zitat SteirAir u.a.Q.).
  • Die Anweisung, auf AFR=12,5 zu tunen, wenn WAES aktiv ist, findet man in verschiedenen Quellen, auch im o.g. Aquamist-Forum. Trifft sowieso nur für diejenigen zu, die eine geänderte Abstimmung fahren können; ich wäre mit einem pauschalen Zielwert aber verdammt vorsichtig (das war jetzt doch eine Wertung).
  • Das WAES sollte erst ab 0,9 Bar aktiv werden und dann die Einspritzung auf max. 20% steigern, eher weniger. Das können die Systeme ab Stage 2.
  • Die Verbrauchs- und Abgaswerte werden (das scheint inzwischen nachgewiesen zu sein) vor allem bei Turbodiesel-Aggregaten deutlich verbessert.
  • Ein namhafter deutscher Automobilhersteller bietet aktuell ein Serienfahrzeug mit WAES an: BMW M4 GTS.
  • ALLE Turbo-Tuning-Bücher, die ich besitze (das sind alle, die man so im Internet findet), empfehlen uneingeschränkt den Einsatz von WAES bei getunten Turbo-Motoren - bei niedrigen LD auch durchaus anstelle eines LLK.
Meine Schlüsse daraus:

Für einen Serien-GT würde ich ein Stage 2 mit MAF-Abgriff einbauen und den Ladedruck mechanisch auf 0,9 bis 1 Bar erhöhen. Das könnte auch zu einem aktuellen Tuning-Kit passen, aber da müsste vielleicht Otti mal nachfragen, ob der TÜV sich dafür interessiert? Schlechter werden die Abgaswerte damit wohl nicht. Logging ist dennoch zwingend erforderlich!!!

Will man eine Optimierung der Thermischen Verhältnisse bei weniger Verbrauch oder fallweise auch mehr Leistung durch WAES, kommt man an einer Änderung der Abstimmung nicht vorbei. Das hat u.U. den Nachteil, dass man an zwei Systemen rumstellen muss; ich werde versuchen, das mit dem AEM EMS2 und einem Stage2 System mit 5V Eingang und Error-Ausgang hinzubekommen. Auf keinen Fall will ich abhängig davon sein, dass der Kühlmittel-Tank immer voll ist. Und ich würde nur destilliertes Wasser einspritzen lassen. Ich verspreche mir davon eine deutliche Reduzierung der Brennraum- und damit Abgas-Temperaturen (bin bei 1,5 Bar jetzt bei 940°C Abgas-Temperatur, und musste schon anfetten, um nicht höher zu kommen, da ist also klar eine Grenze erreicht).

Weiteres dann ggf., wenn ich was Neues habe, z.B. hier viewtopic.php?f=31&t=3961&p=53635#p53635

Grüsse,
Stefan B.
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