Alpine

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mitsublue
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Alpine

Beitrag von mitsublue »

Anlässlich der Berichte http://www.spiegel.de/auto/aktuell/rena ... 35203.html bzw. http://www.auto-motor-und-sport.de/news ... 39176.html über eine mögliche neue Alpine kommt da bei mir einiges an Erinnerungen.
Zwar habe ich selbst keine besessen, aber ein guter Bekannter fuhr viele Jahre versch. Alpine, außerdem war er im gewerblichen Alpine-Tuning aktiv (wobei ich da auch manchmal etwas mitgewirkt habe). U. a. in diesem Zusammenhang konnte ich verschiedene Alpine-Versionen fahren.

Bild
A310-4Zyl., A110-1600cm³, A110-1300cm³

Grundsätzlich waren Alpine irgendwie das französische Gegenstück zu Volkswagen - Porsche (Käfer - 956/912/911), d. h. die ursprüngliche technische Basis war ein in beiden Fällen ein massenhaft hergestellter Kompaktwagen mit Heckmotor, hier von Renault der 4CV http://de.wikipedia.org/wiki/Renault_4CV bzw. später R8/R10 http://de.wikipedia.org/wiki/Renault_8/10.
Im Gegensatz zu Porsche ging jedoch Alpine v. a. bei der Karosserie wesentlich radikaler vor. Zentralrohrahmen, echter Leichtbau (GFK-Kunststoff), niedrige Fahrzeughöhe (ca. 1,11 - 1,18m) und geringer Luftwiderstand waren prägende Eigenheiten. Dies wirkte sich vorteilhaft auf die Fahrleistungen aus. Der Antrieb war an sich relativ zivil, getunte Großserientechnik, Verarbeitung u. Zuverlässigkeit schon etwas "französisch". V. a. die A110 wurden jahrelang auch im Motorsport recht erfolgreich eingesetzt.
Häufig waren die Alpine blau lackiert, die klassische „Rennfarbe“ Frankreichs (D-Silber o. weiß, I-rot, GB-grün).

Wie fahren sich die Alpine?

Alpine A110
http://de.wikipedia.org/wiki/Renault_Alpine_A110 Vereinfacht: „Liegeposition im geschlossenen Go-Kart“. Derlei sportliches Handling und Fahrspaß auf kurvigen Landstraßen ist mir ansonsten nie mehr untergekommen. Zu seiner Zeit konkurrenzlos (da kam auch kein Porsche oder Lotus mit). Ansonsten zwar vom Fahrwerk her einigermaßen komfortabel, aber auch eng, laut, rappelig (Karosse ächzte auf schlechter Fahrbahn) – und eben eine sehr heckbetonte Auslegung (mit all ihren Vor- u. Nachteilen). Die A110 hatte übrigens damals schon vier kräftige, standfeste Scheibenbremsen. Leergewicht ca. 680kg, HA-Last ca. 57%, HA-Sturz ca. -3,5°. Irgendwie ein „Rally-Tier“ bzw. "Rennwagen mit Straßenzulassung". Unvergesslich die Ausritte durch den kurvigen Spessart.
Kaufberatung auf Motor-Klassik, s. http://www.motor-klassik.de/kaufberatun ... 02289.html


Alpine A310
http://de.wikipedia.org/wiki/Alpine_A310
Insgesamt ähnlich, aber nicht ganz so puristisch, mehr alltagstauglich (2+2-Sitzer).
V. a. bei dern 6-Zyl.-Versionen durch den schweren PRV-V6-Motor noch mehr hecklastig (dürfte das Serien-Fz. mit der %ual höchsten Hinterachslast sein, ca. 64%). Leergewicht (mit V6) ca. 1050kg. Auch sehr agil, aber extrem giftig. Wenn der hinten richtig kam, war es schnell vorbei. Z. B. reichte auch Zurückschalten mit grober Kupplungsbetätigung auf nasser, kurviger Fahrbahn – und das Heck des Spaßgeräts zielte voraus und man schaute aus dem „Heckfenster“. Eine A310 hat mir auch ein unvergessliches Negativ-Erlebnis beschert. Überführungsfahrt Saarbrücken - Würzburg (erste längere Fahrt in einer A310). Windiges Regenwetter, Hochbrücke im Hunsrück, ca. 150km/h (wäre an sich ca. das angemessene Marschtempo meines damaligen Alfa GTV-6 gewesen) – eine starke Seitenwindböe knallt rein, Fz.- versetzt, will wegdrehen, dazu Aquaplaning weil in Spurrillen gedrückt, ich brauche beide AB-Spuren. Ging zwar nochmals gut, aber da stieg der Pulsschlag schon mal kräftig an.
Aber meistens hat sie doch viel Spaß gemacht. Irgendwie ein andere Welt – und heute brauchen manche Milchbubis ESP bei einem Allradfahrzeug. In den letzten Baujahren gab es übrigens auch eine Version mit breiterem Heck (A310S).
Bericht auf Motor-Klassik, s. http://www.motor-klassik.de/fahrbericht ... 69459.html


Alpine GT / Alpine Turbo
s. http://de.wikipedia.org/wiki/Renault_Alpine_GTA
Entweder als Sauger im GT mit 160PS oder als Turbo mit 200PS.
Optisch nicht mehr so grazil wie ihre Vorgänger, insgesamt etwas zu sehr weichgespült. Komfortabler, leiser, gutmütiger, objektiv besser, aber auch schwerer, machte nicht mehr ganz so viel Spaß wie ihre Vorgänger. Konnte aber auch „Lieschen Müller“ einigermaßen sicher fahren, zumindest bei Alltagstempi. Mein damaliger erster Eindruck: Nicht schlecht, kultivierter, aber der Kick fehlt etwas.
Bericht auf Motor-Klassik, s. http://www.motor-klassik.de/fahrbericht ... 66906.html

Alpine A610
http://de.wikipedia.org/wiki/Renault_Alpine_A610 Die letzte Alpine (bis 1995, insges. 818 Stück gebaut). Erkennbar u. a. an den Klappscheinwerfern, Karosse v. a. an Front u. Heck verändert. Damals relativ teuer. Stärker, schneller (Vmax 265km/h), schwerer (ca. 1400kg), komfortabler (u. a. serienm. Klima), gutmütiger (HA ca. 57%), sicherer (u. a. ABS), langstreckentauglicher (aber auch kein „Rally-Tier“ mehr). Turbo 3,0 V6 –Motor mit 250 PS (die aber turbotypisch manchmal gesteigert wurden).
Serienmäßig reichten die Fahrleistungen lt. Tests (und das Image für die Zahnarztgattin) nicht ganz an den Hauptkonkurrenten Porsche 911 (964 C2) heran. Zudem Verarbeitung etwas „französisch“.
In einem Vergleichstest bei sport auto gegen einen 911 schnitte sie eigentlich ganz gut ab.
s. a. http://www.motor-klassik.de/fahrbericht ... 78379.html


Es wäre schön, wenn es wieder Alpine gäbe, wobei mich das Design der Studie (v.a. seitlich und hinten „Batmans-Dienstwagen“) nicht gerade anmacht.

Der Zeitwert historischer Alpine mit 6-Zyl. ist, unter Berücksichtigung der geringen Stückzahlen eines echten Sportwagens, vergleichsweise nicht so toll. Ursächlich hierfür ist wohl auch häufig Basteltuning (!), Unfallschäden, teilweise vergleichsweise schwierige Ersatzteilversorgung. Die Kunststoffkarosse/Lackierung ist teils nicht problemlos (v. a. nach Fahrwerkstuning). Auch die seinerzeit doch etwas porschelastigen Berichte in den Fachzeitschriften waren nicht gerade förderlich.
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MuelliGTO
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Re: Alpine

Beitrag von MuelliGTO »

Mir gefällt das letzte Modell am besten. Mit dem Turbomotor bestimmt ziemlich cool. Die anderen Modelle vor allem die erste Serie gefällt mir garnicht. Bei meinem MR2 hatte ich auch im Winter vor und Nachteile vom Dieselmotor kennengelernt. Mit der richtigen Technik könnte man herrlich quer fahren im Schnee aber wehe man verpasste den richtigen Punkt sonst ging's stumpf über die vorderräder oder das heck kam in einem Zug rum.

Dir Art und Weise wie die Franzosen ihre autos zusammenschustern hält mich auch immer wieder davon ab sowas zu kaufen. Vor allem die Konstruktion an sich ist manchmal sehr spannend.
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